ES IST EIN PAAR JAHRE HER, da sah ich einen Mann in Hamburg-Winterhude im Winter mit Flipflops die Straße langgehen, in der ich damals wohnte. Als ich näher kam, erkannte ich meinen Nachbarn, Helge Timmerberg. Er sagte, er komme aus Kuba und halte den grau zubetonierten Himmel hierzulande nicht aus, und der Rest gehe ihm auch auf die Nerven. Er wisse jetzt, warum sich Hemingway 1961 in Idaho erschossen hat. Der gute Mann habe zuvor 20 Jahre lang auf Kuba gelebt.
Ich versprach, am nächsten Tag mit einer Flasche Wein vorbeizuschauen. Helge öffnete, dann entschuldigte er sich. Er habe keinen Korkenzieher und keine Gläser und keine Stühle und keinen Tisch. Als ich mich umblickte, sah ich, dass es auch sonst nur einen Aschenbecher, eine Matratze und irgendwo in der Ecke eine Kiste gab.
„Was ist in der Kiste?“, fragte ich Helge, als er sich einen Joint anzündete. Fotos und Erinnerungen an meine Frauen auf Kuba, sagte Timmerberg. Manchmal habe er bezahlt für diese Frauen, manchmal nicht. An die tausend Frauen seien es gewesen. Die Zeit seines Lebens.